Autonome Kinder oder: Wenn die Trotzphase nie endet!

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Was man als Eltern gegen eine nicht enden wollende Trotzphase tun kann!

 

Wenn man Eltern fragt, was sie sich für ihre Kinder wünschen, dann lautet die Antwort oft: „Ich wünsche mir, dass mein Kind selbstbewusst ist, sich nicht einschüchtern lässt, einen starken Willen hat und sich im Leben durchsetzten kann.“ Gleichzeitig erwarten aber wiederum viele Eltern, dass ihr Kind hört, nicht widerspricht und sich an Anweisungen hält, ohne dass diese ständig wiederholt werden müssen.  Wie soll das funktionieren?

 

Sei frech,wild und wunderbar!

 

Heute möchte ich in erster Linie den Leserinnen und Lesern Mut machen, die das Gefühl haben, dass ihr Kind in einer nicht enden wollenden „Trotzphase“ (aka Autonomiephase) steckt, also erziehungstechnisch ein besonders „harter Brocken“ ist.

 

 

Trotzphase – was ist das eigentlich?

Fast jedes Kind durchlebt im Laufe seiner Entwicklung die ein oder andere „Trotzphase“ bzw. autonome Phase, besonders häufig zwischen dem 2. und 4. Lebensjahr. Das ist völlig normal und ein wichtiger Entwicklungsschritt, denn es hilft dem Kind sich abzugrenzen und seinen eigenen Persönlichkeit zu entwickeln. 

Normalerweise lernen Kinder in dieser Phase, bewusst mit ihrer Wut umzugehen, so dass die Wutanfälle bis zur Einschulung wieder weniger werden.

 

Wenn die Trotzphase nicht enden will

Es gibt aber auch Kinder, bei denen das anders ist. Man könnte den Eindruck gewinnen könnte, das Trotz ein Teil ihrer Persönlichkeit ist und sie nur Entscheidungen akzeptieren können, die ihrer eigenen Überzeugung entsprechen. Das es so etwas gibt und man als Eltern (so gut wie) keine Möglichkeit hat, das ganze kurz- oder mittelfristig durch Konsequenz, Belohungen oder Bestrafungen zu beeinflussen bzw. zu ändern, war mir neu.  Es ist aber eine sehr wichtige Information / Erkenntnis, denn es hilft sowohl das Kind besser zu verstehen, als auch dabei weniger Selbstzweifel zu entwickeln.

 

Gründe für Wutausbrüche bei autonomen Kindern

Gründe für Wut gibt es viele – im Prinzip ist ja jede Regel, die das Kind nicht selbst aufgestellt hat (oder hinter der es keinen tieferen Sinn sieht) ein Problem. Egal was man macht, und egal wie viel Mühe man sich gibt, dem Kind dabei entgegenzukommen: Man hat quasi immer eine tickende Bombe dabei, die jederzeit hochgehen kann. Ohne ersichtlichen Grund  – einfach weil die Außenwelt gerade nicht den Vorstellungen des Kindes entspricht.

 


Kann man Wutanfälle verhindern?

Aus meiner Sicht kann man das „Explodieren“ nicht immer verhindern! Es scheint als würde alles, was von außen vorgegeben wird, vom Kind  als persönlicher Angriff aufgenommen – und das unabhängig davon, wie oft man vorher schon konsequent war und interessanter Weise auch völlig unabhängig von der Intelligenz des Kindes. Die beste Aussicht auf langfristigen Erfolg verspricht eine Mischung aus:

  • Liebe
  • Verständnis
  • Struktur
  • deeskalierendem Verhalten
  • Stressabbau und
  • Konsequenz 

 

Das Problem: Je nach Ausprägung kann es Jahre – bzw. Jahrzehnte(!) dauern, bis sich die Situation spürbar entspannt!  Das zu begreifen und umzusetzen braucht enorm viel Kraft.

 

 

Schimpfwörter: Wie reagiert man auf Beleidigungen?

Schimpfwörter sind für die Kinder ein Ventil, um Emotionen loszuwerden. Das ist natürlich nicht schön und kann sehr verletztend sein – dennoch gibt es auch hier keine Möglichkeit das Problem kurzfristig zu beheben. Es hilft sehr, wenn man die gesagten Dinge nicht persönlich nimmt, sondern sie als „Hilferuf“ wertet und auch in diesem Fall ruhig und konsequent bleibt. SEHR SCHWIERIG  – aber irgendwie müssen die Kinder in kleinen Schritten lernen, sich nicht rücksichtslos zu verhalten, sich selbst und die eigenen Bedürfnisse auch mal zurück zu nehmen und Regeln einzuhalten, die für sie selbst, ihre Gesundheit und ein Zusammenleben in der Familie wichtig sind.

 

Was kann man gegen Wutanfälle tun?

  • Während des Wutausbruches: Versuchen das Kind zu beruhigen. Wenn das nicht klappt: Das Kind in sein Zimmer schicken (oder tragen, jedenfalls aus der Situation holen) und warten, bis es sich beruhigt hat.
  • Nach einem Wutausbruch: Sachlich und ohne Vorwürfe über die Situation reden. Fragen, ob das Kind selbst sagen kann, was los war und wie man solche Situationen in Zukunft verhindern kann. Vermutlich wird das Kind die Fragen nicht beantworten können, aber mit zunehmendem Alter wächst die Fähigkeit zu reflektieren, es wird also im Laufe der Zeit besser.
  • Falls es in der Öffentlichkeit zu einem Wutanfall kommt: Ruhig bleiben, die Situation schnellstmöglich beenden (Geschäft verlassen, ins Auto gehen, nach Hause fahren) und jeden Machtkampf vermeiden!

 

 

Wie schafft man es, als Elternteil ruhig zu bleiben?

Während es bei einem Kleinkind für Außenstehende fast noch niedlich ist, wenn es stampfend im Supermarkt steht oder sich mal auf den Boden schmeißt und Dinge wie „doofe Mami“ sagt, ist dies bei einem 7 oder 8 jährigen Kind (und entsprechend anderer Wortwahl) schon weniger lustig. Und Sprüche von Dritten wie: „Da muss man auch mal konsequent sein, dann macht er / sie das kein 2. Mal“ oder „dem Kind würd´ ich mal den Po versohlen, hat uns ja damals auch nicht geschadet“ machen die Situation nicht einfacher.  Gewalt ist dabei NIE die Lösung und IMMER ein Zeichen von Überforderung.

Selbst wenn das Kind aggressiv ist (z.B. weil es einfach noch nich in der Lage ist, seine Gefühle anders auszudrücken)  kann Gewalt  niemals die Lösung sein. Dies kann nicht dazu führen, dass das Kind sein Verhalten ändert. Wie auch?  Die Eltern sind schließlich mit ihrem Verhalten das VORBILD für ihr Kind und sollten es besser machen.

Natürlich ist es nicht einfach, in einem Moment extremer Emotion und Provokation ruhig zu bleiben – aber es bleibt dennoch nur eine Chance solche Probleme langfristig in den Griff zu bekommen, und diese Lösung lautet: Ruhig und konsequent bleiben und nichts, was das Kind sagt oder tut, persönlich nehmen!

 

 




 

 

Klare Regeln und Grenzen geben Sicherheit!

 

Autonome Kinder testen ständig ihre Grenzen aus. Und egal wie stark und unbeugsam sie auch wirken: Es tut ihnen gut, wenn sie merken, dass es Grenzen gibt. „Keine Grenzen“ sind im übertragenen Sinne in etwa so, als würden wir auf einer Straße ohne Begrenzung fahren. Die Grenzen geben Orientierung und Sicherheit. Wichtig ist daran zu denken, dass sich die Kinder ihr autonomes Wesen ja nicht selbst ausgesucht haben und es auch nicht beeinflussen können. Für sie selbst ist es also auch nicht einfach, den Alltag mit all diesen Emotionen zu bewältigen – sie brauchen dabei die HILFE der Eltern!

 

 

Autonome Kindern und Belohnungssysteme

Belohnungssysteme, die dem Kind das Gefühl geben, dass es Dinge in einem gewissen Rahmen selbst entscheiden darf und nicht ständig dazu aufgefordert wird, können die Situation zumindest phasenweise entschärfen. Vordrucke und Ideen für ein solches Belohungssystem findet ihr z.B. hier.

Wenn man Dinge wie das Wecken und ständige Erinnern „outsourct“ indem man einen „Aufstehplan“ erstellt, dann ist dies überraschender Weise sehr viel einfacher sein, als Regeln einzuhalten, die von anderen Menschen vorgegeben werden. Vermutlich weil die Kinder hier das Gefühl haben, die Situation selbst in der Hand zu haben.

 

aufgabenlisten

 

 

Autonome Kinder und ihre Auswirkung auf die Beziehung

Ein autonomes Kind kann eine exterme Belastungsprobe für eine Beziehung sein, denn ein Leben mit ihm entspricht selten den Vorstellungen, die Eltern vor der Geburt vom Familienalltag hatten. Falls die Eltern (oder ein Elternteil) dann noch eher autoritär ist, wird es richtig kompliziert.

Zum einen braucht man ohnehin sehr viel Energie für all die Diskussionen sowie kleinen und großen Machtkämpfchen und somit dringend Unterstützung vom Partner –  alleine ist das kaum zu schaffen. Zum anderen ist es quasi unmöglich, dass ein autonomes Kind sich einem sehr autoritären Elternteil unterordnet. Das „aufmüpfige“ Verhalten wird umso schlimmer je autoritärer dieses auftritt, was wiederum zu einer Spirale aus Streit und negativer Stimmung führt.

Statt zu versuchen das Kind durch mehr Autorität vermeintlich „besser“ zu erziehen, ist es wesentlich hilfreicher sich selbst Auszeiten zu gönnen um Kraft zu tanken!  Und zwar sowohl jeder für sich auch als Paar. Außerdem hilft es, offen mit der Situation umzugehen und darüber zu sprechen – mit der Familie aber auch mit Freunden. Außerdem kann es sehr hilfreich sein, sich von einem Arzt (Kinderarzt, Kinderpsychologe) beraten und unterstützen zu lassen.

Was ebenfalls helfen kann, ist Sport. Ausdauersport hilft z.B. dabei Stress abzubauen. Zeit in der Natur hilft, abzuschalten und den eigenen Akku wieder aufzuladen und die Ruhe hilft dabei, die Gedanken zu sortieren. Geregelte Abläufe und vorrausschauendes Planen sind ebenfalls hilfreich, denn so lassen sich Stress-Situationen vorher „riechen“ und vermeiden. Manchmal macht es Sinn, persönlich zurückstecken und eine Situation zu beenden, wenn sich dadurch die Eskalation verhindern lässt.

 

Konkrete Hilfe: An wen kann ich mich wenden, wenn ich mich mit der Situation überfordert fühle?

Neben dem Kinderarzt  bzw. Kinderpsychologen bieten die Online-Familienberater ein konkretes Angebot, um Familien ohne lange Wartezeit online oder per Telefon kompetent zu unterstüzten. Das Team erfahrener Familienberater:innen und Elterncoaches findet gemeinsam mit den Eltern bundesweit Lösungen für alle Fragen rund um das Thema Kindererziehung, Paarproblem, Pubertät, Trennung und Scheidung etc. Das Erstgespräch ist kostenlos. Hier könnt ihr einen Termin vereinbaren.

 

Bücher / Literatur zum Thema selbstbestimmte bzw. autonome Kinder:

 

In diesem Buch beantwortet der Autor Jesper Juul über dreißig konkrete Fragen, die ihm im Laufe der Jahre von Eltern selbstbestimmter Kinder gestellt wurden.  Dein selbstbestimmtes Kind: Unterstützung für Eltern, deren Kinder früh nach Autonomie streben. Amazon Affiliate Link

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Mein Fazit:

Auch wenn mein Text es vielleicht nicht an jeder Stelle vermuten lässt: Insgeheim bewundere ich sie sehr, diese kleinen „Bravehearts“, die so voller Energie, Stolz und Selbstbewusstsein stecken, dass sie es trotz eigentlich völlig aussichtsloser Situation vorziehen würden „FREEIIIIHEEIT“ zu rufen, statt klein beizugeben. So anstrengend es auch oft sein mag:

Es sind ganz besondere kleine Menschen, mutige Querdenker, die sich nicht anpassen, sondern sich auch im späteren Leben trauen werden, Dinge anzupacken. Kleine Rebellen, die sich wagen, neue Wege zu gehen und im entscheidenden Moment auch mal: „STOPP“  sagen, obwohl alle anderen nicken.

Die Aufgabe der Eltern liegt darin, ihren Kindern das Gefühl zu geben, bedingungslos geliebt zu werden und sie auf ihrem Weg zu unterstützen – mit all ihren Stärken und Schwächen.

 

Liebe Grüße,

 

patricia

Ich freue mich, wenn du meinen Beitrag teilst:
Über Patricia 537 Artikel
Ich heiße Patricia, bin 45 Jahre alt und lebe mit meinem Mann und unseren 16 und 19 Jahre alten Kindern am Rande des Ruhrgebiets. Dieser Blog ist mein„digitales Notizbuch“. Schön, dass du hier bist!

35 Kommentare

  1. Vielen Dank für diesen Artikel!! Er könnte nach unserem Sohn (3) geschrieben sein, er treibt mich/uns oft in den Wahnsinn, mit seiner sturen „Null Bock Einstellung“. Die KiTa-Betreuerin wollte uns schon ADHS und Hochbegabung und was-weiß-ich alles einreden, aber das glaub ich einfach nicht.

    Nach diesem Beitrag bin ich mir sicher, er ist ein autonomes Kind, aber nicht krank! Selbst mein Mann war verblüfft und überrascht, dass es so was gibt und bringt nun deutlich mehr Verständnis und Geduld für ihn auf.

    Toll geschrieben, und für uns eine große Hilfe und Erleichterung!
    DANKE!! 😀

    Ganz liebe Grüße aus Österreich,
    Sonja

  2. Danke für diesen schönen Text. Ich finde darin meinen 5 jährigen Sohn wieder was mich zum Lächeln bringt. Bislang war er recht kooperativ und hat versucht seine Probleme auf die Art zu lösen die er bei mir kennengelernt hat. Mit drüber reden. Mit den anderen Kindern in seiner Kindergartengruppe funktioniert das nicht. Seit kurzem ist er darauf umgestiegen die Problemlösungsstrategien der Kinder auszuprobieren: mit Türenzuschlagen, Möbel durch die Gegend schubsen, inflationärer Schimpfwort Benutzung und einem dicken nein Abo. Alles was von außen kommt ist nein! Alles was er machen will, muss sofort sein und wenn das nicht geht dann wird gedroht. Er verhält sich zu Hause so und auch im Kindergarten. Habe ich eine Verbindung zu ihm aufgebaut kann ich noch immer mit ihm sprechen. Er leidet unter seinen Wutausbrüchen, den Folgen für unser Inventar aber auch dem Zeitverlust. Durch die viele Zeit die er wütend ist und mit streiten oder Grollen verbringt bleibt einfach weniger Zeit für gemeinsame Aktivitäten oder für ihn zum Spielen. Durch die Dinge die ersetzt werden müssen bleibt weniger Geld um schöne gemeinsame Aktivitäten zu machen die Geld kosten. Es besteht also eine große Motivation, dass er irgendwann seinen eigenen Weg findet Konflikte ressourcenschonender zu lösen. Eine Sache für die ich zur Zeit noch keine gute Lösung gefunden habe und wo ich um Hilfe bitten möchte und Inspirationen brauchen könnte ist: es geht zurzeit sehr viel kaputt bei den wutausbrüchen meines Sohnes. Und das geht langsam ganz schön ins Geld. Das macht mich wütend weil wir vor kurzem umgezogen sind und ich mich stark eingeschränkt fühle darin die Wohnung auszustatten. Beispielsweise bräuchten wir eine Abdunklung für die Schlafzimmerfenster um gut schlafen zu können, da wir direkt vor dem Fenster eine Haltestelle haben mit starker Beleuchtung. Jetzt habe ich erhebliche Hemmungen mein erspartes Geld in die Hand zu nehmen und etwas passendes für sein Schlafzimmer zu kaufen wo doch im Moment so viel kaputt gemacht wird. Er kann im Moment scheinbar nicht besser. Er wird von seiner Wut überwältigt und reagiert betroffen wenn er merkt was kaputt gegangen ist. Heißt ich habe dann einen zweiten Trauer+Wut Gefühlsausbruch zu begleiten. An und für sich ist das ja ein gutes Zeichen. Irgendwann wird er halt lernen die Dinge so zu behandeln dass sie heile bleiben, nur ich weiß noch nicht wie ich in dieser Übergangszeit ein Leben führen kann was sich für mich gut anfühlt. Irgendwelche Ideen?

  3. Hallo Beatrice,
    unsere Mila (gerade 9 Jahre alt geworden) ist wirklich das süßeste, charmanteste Kind was man sich vorstellen kann. Wir haben unsere kleine sehr lieb und das zeigen wir ihr auch. Wir unterhalten uns viel mit ihr, spielen mit ihr, basteln mit ihr, wir machen viele Ausflüge, sie geht reiten und wir haben viele schöne Tage, trotz Corona. Mila hat auch einige Freundinnen, mit denen sie spielt.
    Kurzum, meine Frau und ich tun unser Bestes damit unsere Tochter ein selbstbewusster, starker Mensch wird.
    Jetzt zum Problem:
    Bei jeder Art von Kritik ist sie sofort beleidigt und so ungefähr 1- bis 2-mal die Woche ist es richtig schlimm.
    Beispiel Homeschooling:
    Wir sagen ihr so einfühlsam wie möglich: „Das ist nicht richtig gerechnet, korrigiere das bitte einmal so und so“. Dann ist sie sauer, hat keinen Bock mehr und gibt nur noch Widerworte. Das endet dann unter Umständen mit Beschimpfen, Kreischen, auf den Boden schmeißen usw. Das ist nicht immer so, aber leider viel zu oft.
    Das meiste davon bekommt meine Frau ab, da ich um die Zeit meistens am Arbeiten bin. Aber die negative Stimmung, wenn ich an solchen Tagen abends nach Hause komme, ist für mich nur schwer zu ertragen. Meine Frau sagt, dass mit dem Homeschooling wäre schon besser geworden. Mag sein, aber ich bekomme viel zu oft mit, dass mal wieder Krach war.
    Beispiel „Schuhe aus“:
    Heute: Sie kommt von draußen rein und geht mit schlamigen Schuhen durch die Wohnung. Ich sag ihr im normalen Ton „zieh dir bitte die Schuhe aus“. Sie schaut mich an und geht einfach trotzig weiter „Ja gleich“. Ich sag ihr in einem bestimmteren Ton „zieh dir jetzt bitte die Schuhe aus“ und zack sie fängt an zu Wutheulen. Mit Schuhen. Dann sag ich ihr: „Ok, heute Fernsehverbot“. Sie zieht sich die Schuhe aus und kreischt in ihrem Zimmer weiter. Meine Frau versucht sie zu beruhigen, ich versuche sie zu beruhigen. Keine Chance. Ich wundere mich immer wieder wie man sich so gar nicht beruhigen kann.
    Nach einer Stunde Wutheulen, Kreischen, Schimpfen(ihrerseits) und 3 Tagen „Bibi und Tina“-Verbot war sie dann ruhig und gelobte jetzt Besserung. Jetzt wird sie wieder n paar Tage lieb sein und dann geht wieder alles von vorne los.
    Sie wird Widerworte geben, nicht auf uns hören, meiner Frau Vorwürfe machen (bei mir traut sie sich das nicht) sie hätte irgendwas falsch weggeräumt oder das und das falsch gemacht. Wir werden versuchen zu deeskalieren. Wir werden ihr mit Fernsehverbot drohen, meine Frau wird wieder ganz viele ganz lange Gespräche mit meiner Tochter führen und dann wird’s wieder eskalieren. Vielleicht morgen, vielleicht in drei Tagen, vielleicht in einer Woche.
    Dass unsere Tochter so durchdreht, ist in meinen Augen richtiger Terror und das hat auch schon zu Ehestreitigkeiten geführt. Meine Frau meint selbstbewusste Kinder wären halt so. Ist das wirklich so? Ich empfinde keine Grenzen zu akzeptieren und regelmäßig dermaßen durchzudrehen nicht als normal. Ich bin mir nicht sicher, ob wir vielleicht Hilfe von außen brauchen. Denn meine Nerven liegen manchmal echt blank. Ich weiß auch ehrlich gesagt nicht was wir falsch machen.
    Gruß,
    Thorsten

    • Hallo Thorsten,
      Was ich in deinem Kommentar gelesen habe kenne ich von meinem Sohn. Es ist sehr anstrengend. Was bei mir geholfen hat ist eine Änderung in meine Einstellung und in der Kommunikation. Früher habe ich so kommuniziert: Du verursachst ein Problem z.B. wenn du mit dreckigen Schuhen durch die ganze Wohnung gehst. Du musst die Schuhe ausziehen wenn du rein kommst. Das Bild im Kopf ist: hier stehe ich. Und du hast ein Problem verursacht. Dieses Problem steht jetzt zwischen uns. Du bist allein verantwortlich dieses Problem wieder zu lösen aber ich gebe den einzig richtigen Weg vor du musst ihn gehen. Damit habe ich versehentlich bewirkt, dass mein Kind das Selbstbild entwickelt hat, es ist ein Problemmacher und es gibt für die Problemlösung nur einen richtigen Weg. Mit diesem Selbstbild hatte mein Kind keine andere Wahl als Probleme zu machen und zu jammern wenn mal etwas nicht so läuft wie er es sich ausgemahlt hat. Denn wir Menschen tun unbewusst alles uns Mögliche dafür unserem Selbstbild zu entsprechen.

      Inzwischen stelle ich ein Problem nicht mehr zwischen uns. Indem ich meinen Wunsch nach einer sauberen Wohnung äußere und ich schildere dass es für mich ein Problem ist wenn jemand oder einer(dieses jemand vermeidet im Gegensatz zum du, einen persönlichen Angriff der mein Kind wütend machen würde dass es ihm nicht mehr ermöglichen täte mir zuzuhören) mit schmutzigen Schuhen durch die Wohnung läuft. Das Bild im Kopf ist: Ich habe ein Problem. Wir stehen nebeneinander und schauen es an. Jetzt habe ich die Möglichkeit mein Kind zu fragen was für Ideen es hat die dazu beitragen das Problem zu lösen. Und dies ist dann eine wunderbare Möglichkeit ein Kind mit einem starken Autonomiebedürfnis einzuladen, selbst einen Beitrag für eine schöneres Zusammenzuleben zu finden. Wenn das Kind keine Ideen hat entsteht Raum indem ich Vorschläge machen kann WENN ich frage! Ich habe eine Idee, möchtest du sie hören? Ungefragten Rat will niemand hören. Habe ich es geschafft mein Kind nicht in die Schuldgefühle zu katapultieren, ist er offen für meine Ideen und ja er kleidet sie danach häufig als seine Ideen oder hat verbesserungs Vorschläge. Er erlebt sich als positiv Selbstwirksam. Ich kann mich bedanken und freuen, das fördert seinen Rücksichtsvollen Umgang. Wir haben dafür das kurze Ritual, dass wir ein High five geben also abklatschen wenn wir oder er etwas gut geschafft haben. Seine Fähigkeit die Wünsche anderer in seine Strategie sich seine Wünsche zu erfüllen mit einzubeziehen ist erheblich gestiegen seit ich Probleme nicht mehr an ihm festmache. Und durch die positive Aufmerksamkeit hat er es nicht mehr nötig meine Aufmerksamkeit in Streit zu suchen. Es ist schöner.

      Nun etwas aus meiner Kindheitserfahrung zum Thema Strafen. Da ich selber keine Strafen nutze in der Erziehung kann ich kein Beispiel von meinem Kind geben: Strafen haben bei mir dazu geführt dass ich mich unverstanden, allein gelassen und wertlos gefühlt habe. Ohne Unterstützung von den Menschen die ich liebe und die über mehr Lebenserfahrung verfügen. Diese Unterstützung hätte ich dringend gebraucht um einen Neuen, besseren Weg zu finden mit meinem Verhalten was für andere und auch für mich Probleme auslöst. Ich hatte bald die Überzeugung ein schlechter Mensch sein zu müssen. Alle Schlechtigkeiten die mir widerfahren zu verdienen. Dadurch hatte ich nicht den Wert an Situationen die mir geschadet haben irgendetwas zu ändern, waren sie doch die gerechte Strafe. Um anderen weniger Probleme zu bereiten habe ich mich zurückgezogen. Ich konnte mich nicht kennenlernen ich konnte nicht lernen wie ich Kontakt zu anderen Menschen suche wenn ich Probleme habe und Hilfe brauche ich wusste nicht was mir wichtig ist was anderen wichtig ist wie ich beides zusammen kriegen kann. So fehlte mir die Grundlage um Entscheidung zu treffen. Diese Lebens Dynamik hat mir lange Jahre großen Schaden zugefügt. Seit einigen Jahren entwickle ich mich da heraus.

      In der Beziehung zwischen mir und meinem Sohn war der Grund für das mit Schuhen durch die Wohnung laufen nachvollziehbar. Ich war nicht glücklich damit das er es tat aber nachdem ich verstanden hatte dass es meinem Kind darum geht ganz schnell zur Toilette zu kommen, konnten wir gemeinsam eine Lösung für dieses Problem finden. Meiner Erfahrung nach gibt es immer einen guten Grund warum Menschen etwas tun. Und wie sie es tun ist das beste was grade möglich ist. Das ist ja zum Glück ausbaufähig . Meiner Erfahrung nach ist es möglich eine neue Lösung zu finden die für alle mehr okay ist wenn der grundlegende Wunsch der hinter dem Verhalten steht bekannt ist. Es entsteht dann eine Auswahl von Möglichkeiten wie wir dem Problem begegnen können. Kinder mit einem starken Autonomiebedürfniss sind oft sehr empfindsam, merken schnell wenn es anderen schlecht geht und beziehen dieses sehr leicht auf ihre Handlungen, auf sich. Bekommen schnell Angst das ist ihnen und denen die sie lieb haben schlecht ergeht, dadurch wie sie sind. Sie möchten gerne dazu gehören, zu ihrer Familie, zu der Gesellschaft, sich einbringen. Sie wissen nur noch nicht wie sie die unterschiedlichen Wünsche unter einen Hut bekommen können. Und ehrlich kriegen wir Erwachsene das immer hin? Wir alle möchten gerne Selbstwirksam einen wertvollen Beitrag zu dieser Gesellschaft leisten und wenn wir Eltern diesen jungen Menschen, die keine Alternative haben als mit uns zusammenzuleben, das Gefühl geben nicht mit uns zu sein indem wir ihnen das Gefühl geben gegen uns zu sein und dass zwischen uns ein Problem steht was uns voneinander trennt ist oft dieses trennende Element, die Isolation das was in Kindern so großen Schmerz hervorruft dass sie hochgehen, explodieren, wütend werden. Sich weinend zurückziehen und nicht mehr erreichbar sein. Kinder die von uns abhängig sind, stehen dann tatsächlich in ihrem Welt erleben komplett alleine da. Die Eltern die für sie Sicherheit bedeuten, sind dann plötzlich nicht mehr bei Ihnen. In unserem Nervensystem stellt das lebensgefahr da. Mich wundert da keine egal wie starke reaktion mehr. Strafen vermitteln das Gefühl sie haben selbst verantwortlich verschuldet dass ihre Eltern gegen sie sind. Das versehentliche trainieren von der wir gegeneinander Mentalität sorgt für viele Konflikte.

      Ich selber wurde autoritär großgezogen und bin meinem Sohn sehr dankbar dass er so ein großartiger Übungspartner dafür ist mich kennenzulernen.
      Das fehlt mir. Als Kind konnte ich mich nie kennenlernen. Dafür war einfach kein Raum zwischen Regeln und Strafen. Ich funktionierte nach den Regeln der anderen. Für mein selbst war kein Raum ich habe still gelitten. Alles andere hätte sich für mich viel zu gefährlich angefühlt. An was sich meine Eltern noch erinnern können ist, dass es nie eine richtige Verbindung zwischen uns gab. Vielleicht ist das ein kleiner Lichtblick, eine positive Perspektive auf ein Kind was seinen Schmerz über die gefühlte Trennung lautstark äußert. Dass diese Kinder eine starke Verbindung zu sich selbst haben und dass wir merken wenn wir auf dem Holzweg sind.
      Ich hoffe es hilft wenn ich schreibe das Problem ist das Problem nicht der Mensch.

  4. Hallo. Ich habe leider ein riesiges Problem im Moment. Hiermit beschreibe ich es mal. Also. Unser grosser Sohn ist vor 40 Wochen 10 geworden und gehtin die 5. klasse. Jetzt aber trotzt er immer noch so romm wie ein Kleinkind. Bei jeder Kleinigkeit schmeisst er sich auf den Boden und schreit und tobt und steigert sich in einen minutenlangen Wutanfall hinein. Es ist so einem Fall völlig unnötig ihn zu erreichen. Auch in der Schule ist es genau das selbe im Grün. Mein Sohn bockkt romm wenn er etwas nicht möchte. Heute ist er z.b in der Schule einmal lauter geworden,weil er die Aufgaben nicht machen wollte. Die Lehrerin hat ihn angemeckert und mein Sohn hat sie dann angeschrien mit „Nöööö: „Jaaa doch“ Oder „Das geht dich garnichts an“. Dann war er blind vor Wut und hat sich draussen auf dem Schulhof heiser schreien dürfen. Er hat wirklich immer noch eine Uhnvorstellbare Unglaublichlaute Stimme für sein Alter. Also wenn er neben einem steht und so laut schreit wie er nur kann,dann kann man ihn aus 23 Minuten Entfernung immer noch schreien hören. Auch hier Zuhause ist es so. Mein Sohn kann die ganze Nachbarschaft zusammen brüllen mit seiner starken Stimme. und das so laut,das die Wände wackeln. Also wenn er schreit,kann man ihn noch 8 Hochhäuser weiter schreien hören und wenn er schreit,dann ist das ganze Haus wach. Also Schreien kann meiner ganz gut. Er schreit sogar lauter als ein Düsenjet. Er hat so eine Arbatige Lautstärke,das es überall zu hören ist. Letzte Nacht hat er romm geschrien weil er mitten in der Nacht mit seinem Smartphone spielen wollte. Er hat 15 Minuten gebockt und geheult,behruigte sich aber dann noch hinterher doch freiwillig. Letztens an der Supermarktkasse hat er geschrieben „Ich will das aber haben“ ich will das aber haben“ und hat sich auf den Boden geschmissen und gestrampelt dabei. Ich musste ihn dann am Boden aus dem Supermarkt rausziehen. Ich bin teilweise schon richtig verzfeifelt und ich weiss einfach nicht mehr weiter. Aber keine Sorge,natürlich sage ich es meinem Sohn,wann es Zeit für sein Smartphone aber auch Zeit für die Freunde ist.

    Wer kann mir helfen bitte?

    Danke im Voraus.

  5. Hallo Patricia,

    Dein Blogeintrag hier ist der erste und bisher auch einzige, der mir tatsächlich etwas geholfen hat. Ich habe das erste mal das Gefühl besser zu verstehen, was in unserem Sohn (3) vorgeht und tatsächlich ist es das erste Mal, dass mir so ein Beitrag mit gemacht hat. Dafür wollte ich mich bedanken. Ich hoffe sehr, dass ich ein paar Tipps umsetzen kann, denn nach einem Monat jeden Abend Stress, weil er der Meinung ist, schlafen kann man mit 3 auch noch um 00:00 ging mir langsam auch die Puste aus. Ich habe zwar nach wie vor keine Lösung, wie ich ihn dazu bringe ins Bett zu gehen und dort auch zu schlafen, aber zumindest konnte ich durch deinen Beitrag etwas Zuversicht tanken 🙂

  6. Vielen Dank Patricia für diesen Beitrag!

    Ich bin alleinerziehende Mama mit psychischen Erkrankungen und stoße oft an meine Grenzen, die ich dann immer wieder übergehen muss, da mein fast 8 Jähriger diese ja nicht wahren kann. Ich freue mich, dass sein Verhalten und unsere Kämpfe dennoch ’normal‘ sind. Dieser Artikel beschreibt zu 100% unseren Alltag und bestärkt mich nochmal, meinen Umgang damit so beizubehalten und vor anderen nicht immer in Selbstzweifel zu verfallen und zu versuchen deren „Erziehungstipps“ übernehmen zu müssen.
    Das zeigt mir, dass ich eigentlich alles richtig mache, inklusive den Belohnungstafeln, die wir bereits mit 2 Jahren eingeführt haben. Wir sprechen und reflektieren gaaaaaanz viel und das hilft ihm, seine Gefühle und Beweggründe seiner Ausbrüche beleuchten.

    Ich hoffe, das dieser Artikel von vielen gefunden und gelesen wird. Für mich ist er gerade heute, nach bereits 2 Eskalationen, Balsam für meine Seele!

    Danke, danke, danke!

  7. Hallo Patricia,

    ich denke, wir haben mit unserem 6.Kind auch eine sehr autonome Persönlichkeit abbekommen…..wahrscheinlich haben wir noch nicht genug von und über Kinder gelernt. (Wir sind Erzieherin+Musikpädagoge 😉 )
    Unser Schatz hat aber keine Wutanfälle….er tut die Dinge einfach nicht ! Und während mir der Dampf aus den Ohren qualmt ist er entspannt und geht seinen Weg. Dazu kommt, dass er soziale Kontakte zwar haben kann , aber er findet, er braucht sie nicht. Als Erwachsenen sehe ich ihn als zielstrebigen, konsequenten, unbestechlichen Einzelgänger….sein Ding…….ABER….jetzt ist er 5 Jahre alt und hat autonom und absolut konsequent entschieden, nicht mehr in den Kindergarten zu gehen !!! („Mama, ich sag zu vielem Ja, aber zum Kindergarten kann ich das nicht !“)
    Was mache ich, wenn er das in einem Jahr auch zur Schule sagt ???
    Er ist so selbstständig, dass er hier im Ort (25.000 Einwohner) sich traut, alleine einkaufen zu gehen, also ist er auch selbstständig genug, alleine von der Schule heimzulaufen, wenn es ihm dort nicht passt…..
    Bis jetzt habe ich noch niemanden mit Tipps dazu gefunden…vllt. gibts hier ja welche.
    Liebe Grüße
    Doris

    • Hallo Doris,

      lasst es erstmal auf euch zukommen. Euer Sohn scheint ja ein schlaues Kerlchen zu sein.

      Ich würde es ansonsten mit sehr viel Geduld versuchen – also erklären, dass ihr seine Entscheidungen grundsätzlich versteht, dass es in Deutschland aber eine Schulpflicht gibt, die erfüllt werden muss. Und dass es diverse Konsequenzen gibt, wenn man sie ignoriert.

      Ich drücke die Daumen, dass ihr eine gute Lehrerin erwischt, die euch unterstützt.

      Liebe Grüße,
      Patricia

  8. Hallo Patricia,
    Ich habe auch so einen kleinen „Breaveheart“,7 Jahre alt. Dein Artikel hat mir sehr geholfen! So oft verzweifle ich und frage mich, was wir falsch gemacht haben. Jetzt weiß ich, dass er einfach so ist, wie er ist. Verständnis
    bekomme ich meist nur von Familien, die ebenfalls autonome Kinder haben. In unserer Nachbarschaft zum Glück wenigstens eine Familie. Was mir sehr schwer fällt, ist es die Sachen die er sagt und tut nicht persönlich zu nehmen. Manchmal macht er mich richtig fertig. Und dann habe ich Angst davor, wie er 10 Jahre später sein wird. Er lässt sich jetzt schon nichts mehr sagen. Aber vielleicht, und da macht mir dein Artikel Mut, findet er seinen Weg ja auch von ganz allein.
    Gruß Ina

  9. Toller Artikel, vielen Dank. Dass meine beiden Söhne autonom sind, wusste ich Dank Jesper Juul schon. Nur wusste ich nicht, ob ich doch alleine mit den Kindern bin. Gerade der Große – mittlerweile 7 – geht ständig über meine Grenzen, kooperiert null und seine Wutanfälle kommen aktuell plötzlich und sehr laut. Wir wohnen auch noch in einer Wohnung, es ist sehr anstrengend. In der Schule und Kita sind die Kinder glücklicherweise angepasst, sind meist bei den Erwach beliebt und haben Freunde.! Ich brauche viele Auszeiten, was nicht einfach zu realisieren ist. Auch verstehen selten andere, wie sehr die Kinder zerren. Insbesondere Umgebungswechsel – noch so Kleine, stellen Probleme da.

    Das mit dem Wecker zum Fertigmachen/Anziehen hab ich auch schon festgesTellt. Die Idee mit Alexa finde ich klasse!!!

    • Liebe Missy,

      ich drücke dir die Daumen, dass sich die Lage etwas entspannt.
      Falls es dich zu sehr belastet, würde ich mal mit dem Kinderarzt sprechen oder einen Kinderpsychologen
      kontaktieren. Dort gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, um euch zu unterstützen.

      Liebe Grüße,
      Patricia

  10. Hallo Patricia!
    Welch ein hilfreicher und zugleich erleichternder Artikel. Ich konnte das Verhalten meiner Tochter (6 Jahre) bisher nicht richtig zuordnen. Wobei mein Mann immer schon Ähnliches sagt wie du.
    Meine Sorge ist nur, dass sie sich in Bezug auf Freundschaften damit so im Weg steht. Viele Kids verstehen diese Emotionalität nicht. Brauchen Autonome Kinder weniger Freunde oder muss man nur die Richtigen finden?
    Danke und Grüße
    Sandra

    • Hallo Sandra,

      ich denke das Thema Freunde kann man nicht allgemein beantworten. Aus meiner persönlichen Sicht ist es so, dass es nichts bringt sich zu verstellen, um möglichst viele oberflächliche Freundschaften zu schließen.

      Wenn Menschen spüren, dass sie genau so wie sie sind richtig sind, tauchen im Laufe des Lebens ganz sicher auch die richtigen Freunde auf. Die, die zu ihnen passen.

      Wichtig finde ich es nur, Werte zu vermitteln und über mögliche Konflikte mit anderen Kindern zu sprechen, damit dein Sohn die Reaktionen besser deuten kann.

      Viele Grüße,
      Patricia

  11. Hallo Patricia! Unser Junge ist 12 Jahre. Er war schon immer nicht ganz einfach. Durch deinen Artikel wird mir jetzt einiges klar. Danke dafür. Hast du einen Literatur Tipp für mich der mir in unserem Alter weiterhelfen könnte? LG

    • Liebe Monika,

      einen Literaturtipp habe ich leider nicht. Falls die Probleme größer werden, würde ich das Gespräch mit dem Kinderarzt suchen und ihn um Hilfe bitten. Alternativ kenne ich Eltern, die gut Erfahrungen mit Heilpraktikern gemacht haben. Vielleicht wäre das eine Idee? Oft hilft es ja schon, einen neutralen Ansprechpartner zu haben, der vermitteln kann.

      LG,
      Patricia

      LG,
      Patricia

  12. oh ja, so sehr mich unserer autonome Große (gerade 9) mit ihren reflexartigen „aber“ oder auch gleich „nein“ und ihren Wutanfällen, der ganzen Bockigkeit und dem Trotz regelmäßig in den Wahnsinn treibt, wir wollen sie im Grund nicht anders haben. (ok, ab und zu das eine oder andere „aber“ oder „nein“ weniger 😉 ) Sie wird später ihren Weg gehen und ich gebe auch ganz ehrlich zu, dass ich mit ihrer art viel besser klar komme, als mit der weinerlichen Kleinen. Bei der Großen und mir gibt es im Zweifel auch mal ein reinigendes Gewitter (ich bin halt auch nicht besser), dann gehen wir uns ein Weilchen aus dem Weg und dann kommen wir wieder klar miteinander.

    Was interessanter Weise bei uns morgens ganz viel Druck rausgenommen hat, ist das jetzt nicht mehr ich die Uhr im Blick habe und sage „jetzt aber anziehen“, „los Zähenputzen“, etc. Das übernimmt seit ein paar Wochen Alexa für mich mit automatisierten Erinnerungen. Wenn sie die Ansage macht, dann geht das Kind eben ins Bad, etc, ganz ohne Diskussion 🙂

  13. Alter Schwede genau so ist‘s gerade bei uns mit unserer 8jährigen Charlotte. Ich hoffe das wir das hier richtig durchstehen weil die Charlotte fordert unsere gesamte Energie ein. Aber wir geben uns Mühe es zu verstehen. Ihr Text war gerade ein augenöffner für mich. Vielen Dank

  14. Vielen Dank für diesen Text. Unser Sohn, in 3 Wochen 5 Jahre, ist seit der Geburt autonom. Erst jetzt habe ich mich in die Thematik eingelesen u versuche mich bzw. Wir als Eltern darauf einzulassen u einzustellen. Wir bekommen seit dem wechsel von Krippe zu Kita immer nur negative Sachen zu hören. Nun wechseln wir die Einrichtung u er kommt in die Vorschule. Mir graut es richtig davor, dass es dann so weiter geht u an den Schuleintritt will ich gar nicht denken. Auch in der Familie wird nur geguckt, was macht euer Kind da schon wieder, warum ist er so laut u hört partout nicht auf seine Eltern. Es ist so schwer. U seit jeher ein Kampf, Zuhause wir gegen ihn u außerhalb gegen uns 3. Ich bin schlichtweg am Ende. Es scheint das einzig autonome Kind im Umkreis hier zu sein. Er gibt bei keiner Erzieherin klein bei, er sitzt beim Essen in der Kita bisher allein an einem extra Tisch, es tut so weh das zu sehen u trotzdem ist er ein sehr fröhlicher u aufgeschlossener Junge.
    Es hilft zu wissen, dass man doch nicht allein ist.
    Liebe Grüße

  15. Wow! Nach 8 wirklich sehr anstrengenden Jahren mit so viel Unverständnis und tausenden Meinungen habe ich in deinem Text 1:1 meinen Sohn wiedergefunden und nun eine kleine Erklärung dafür warum sämtliche versuchte Erziehungsstile nichts bewirkt haben/bewirken. Merci

  16. Danke! Dein Artikel hat mir gerade echt gut getan! Ich bin Mutter zweier autonomer Töchter und im Moment stehen wir mit der jüngeren gerade massiv am System an – wir leben in der Schweiz und hier ist Kindergarten (ab 4) Pflicht. Ich habe das Gefühl gegen Windmühlen zu kämpfen.
    „Zum Glück“ war die ältere in ausserfamilären Systemen immer recht angepasst- alle heftigen Auseinandersetzungen fanden zu Hause statt – so dass ich nun etwas sicherer auftreten und für die Besonderheit meines kleinen Rumpelwichts einstehen kann. Aber dennoch ist es extrem schwer! Ich glaube die Schule hätte am liebsten eine Diagnose, ADHS oder Asperger oder irgendwas, wo gerechtfertigt werden kann, dass das Kind besondere Bedürfnisse hat und Gelder für eine Heilpädagogin gutgesprochen werden können. Aber so … so muss ich mir von der Kindergärten Beleidigungen anhören, wird unser Erziehungsstil in Frage gestellt. Ich wünsche mir wirklich sehr, dass all die Erkenntnisse aus der Erziehunsforschung ihren Weg ins Schulsystem finden in den nächsten Jahren und dass selbstbewusste eigenständig denkende Menschen heranwachsen dürfen ohne latent das Gefühl haben zu müssen mit ihnen stimme etwas nicht. Und ich möchte allen Eltern autonomer Kinder die Kraft und Standfestigkeit wünschen, sich nicht vo einem urteilenden „Aussen“ verunsichern zu lassen!!

    • Liebe Quitte, vielen Dank für deine Rückmeldung – ich freue mich sehr, dass dir mein Beitrag gut getan hat. Für Aussenstehende lässt sich das vielleicht schwer nachvollziehen – umso wichtiger finde ich, dass man sich nicht verunsichern lässt und diesen Druck von außen nicht auf´s Kind überträgt. Es lässt sich nunmal nicht jedes Kind in eine Schublade stecken!! Und trotzdem hat jedes Kind einen fairen Umgang verdient. Man muss halt den passenden Weg finden – auch wenn der manchmal unkonventionell ist. Ich finde es toll, wenn Eltern dafür kämpfen und ihre Kinder unterstützen. Am Ende bewirkt das sehr viel Positives in den Kindern!
      Ganz liebe Grüße und viel Kraft, Patricia

  17. Danke für diesen tollen Artikel. Ich bin manchmal schier am verzweifeln mit meinen zwei Autonömchen, insbesondere wenn von Aussen Kommentare kommen. Zudem bin ich froh, dass ich mit dem ins Zimmer bringen um aus der Situation zu nehmen nicht komplett das Falsche tue. Manchmal fühle ich mich dann richtig schlecht, aber es ist meist das Einzige was hilft.

    • Hallo Nora, danke für deinen Kommentar, ich habe mich sehr darüber gefreut. Die Kommentare von Außen auszublenden ist nicht immer einfach, aber wenn man es einmal raus hat nimmt das schon mal viel Spannung. Ganz liebe Grüße, Patricia

  18. Hallo Patricia,
    wie funktioniert das denn bei Deinen Kindern in der Schule? Wie gehen die Lehrer damit um, dass sich ein Kind im „Buffet-System“ für ein Thema interessiert, sich aber bei x anderen Themen komplett verweigert. Die Verweigerung basiert vielleicht aus Desinteresse, vielleicht aber auch aus der Angst vor dem Scheitern

    • Hallo Bea, das ist ein interessantes Thema. Wenn Kinder sich bei bestimmten Themen verweigern, kann man im Prinzip nur versuchen, einen anderen, interessanteren Zugang zum Thema zu finden.. .mit Büchern, Ausflügen, Filmen etc. Es gibt ja grundsätzlich kaum etwas, was Kinder so garnicht interessiert. Eine weitere Alternative sind Belohnungssysteme und ganz viele Geduld sowie Gespräche darüber, warum auch mal Dinge erledigt werden müssen, die einen nicht interessieren.
      Liebe Grüße,
      Patricia

  19. Meine Jungs sind auch autonome Kinder, weshalb wir auch kindergartenfrei leben. Ich liebe es, dass sie ihre eigene Meinung so stark vertreten und ich merke auch, je entspannter ich in allem bin, umso entspannter sind die Kinder. Dieser Befehlston, der oft in Kindergärten herrscht wäre garnichts für meine Jungs. Und sie wollen frei sein. Sie lieben es ihren Tag jeden morgen aufs neue selbszgestalten zu können.

  20. Toll zusammengetragen! Ich fürchte, ach nein, das ist der falsche Ausdruck, ich bin sehr sicher, dass meine mittlere Tochter ein autonomes Kind ist. Sie ist erst 4 Jahre, aber genau, wie in deinem Text beschrieben. Sie ist so unfassbar stark. Und ja, je mehr Druck ich mache, je bockiger wird sie. Je lockerer ich die Leine halte, je besser geht sie mit. Und immer Entscheidungsfreiheit und Raum lassen ist ganz wichtig. Bei meinem großen Sohn (5Jahre) trifft es aber auch irgendwie zu. Er ist nur sehr leise in seiner Rebellion.
    Alles sehr spannend. Und anstrengend, aber hauptsächlich auch schön! 🙂

    • Hallo Beatrice,

      da hast du Recht: Druck erzeugt in diesem Fall nur Gegendruck. Schwierig wird es, wenn Eltern meinen, dass sie den Druck so lange erhöhen müssen, bis das Kind „endlich“ hört. Da finde ich
      deinen Weg der langen Leine + klar definierte Grenzen besser. 🙂

      Liebe Grüße,
      Patriica

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