Mein Erfahrungsbericht zum Thema: Prämien- Belohnungssystem für Kinder
Die Vorgeschichte:
In den Weihnachtsferien fragte ich mich eines Morgens: Wie kommt es eigentlich, dass unsere Kinder nicht hören? Zumindest nicht auf mich bzw. uns – und erst recht nicht, ohne vorher endlos lange zu diskutieren? Außerhalb unseres Hauses – also in der Schule, bei Freunden etc. klappt es ohne Probleme. Man könnte also meinen, dass die Kinder das System eigentlich verstanden haben. Im Alltag sieht es aber irgendwie anders aus:
Jeden Tag muss ich aufs Neue darüber diskutieren, dass die Zähne geputzt und die Schulsachen gepackt werden müssen und dass die schmutzige Kleidung in die Wäsche gehört und nicht auf den Fußboden im Bad. Auch dass 7.45 Uhr nicht die beste Uhrzeit ist, um ein Lego Raumschiff zu bauen (wenn um 8.15 Uhr die Schule beginnt…) habe ich schon gefühlte 100 Mal erklärt. Ich spule also quasi jeden Tag dieselbe Platte ab – in der Endlosschleife!
Das nervt nicht nur – ich habe mittlerweile auch das Gefühl, dass die „Platte“ zu einer Art „Hintergrundbeschallung“ geworden ist, deren Inhalt die Kinder gar nicht mehr erreicht.
Die Lösung
Aber wie löst man dieses Problem? Ich habe mich für eine neue Runde des Belohnungssystems entschieden, welches sich im Sommer bereits bewährt hatte und uns die 4 entspanntesten Wochen des Jahres 2014 bescherte. Bei diesem Belohnungssystem wird für jedes Kind eine Liste mit Dingen erstellt, die gemacht werden müssen:
- z.B.: Anziehen, Zähne putzen, Hausaufgaben innerhalb einer bestimmten Zeit erledigen, lesen, Obst essen, das Kinderzimmer aufräumen, u.s.w.
- schafft es das Kind, alle Aufgaben aus einem Bereich (Vormittag, Nachmittag bzw. Abend) zu erledigen, bekommt es dafür einen Stern
- Pro Tag können also maximal 3 Sterne verdient werden. (1 Stern hat in etwa einen Gegenwert von 10 Cent).
Die Sterne können die Kinder dann gegen Prämien aus der Prämienbox einlösen (z.B. Schokoriegel, CD´s, Kaugummi, Kinder-Trinkflaschen, Spiele, Gutscheine für: Ein Eis, einen Schwimmbadbesuch, 1 Kinobesuch u.s.w.). Die Sterne können die Kinder dann gegen Prämien aus der Prämienbox einlösen (z.B. Schokoriegel, CD´s, Kaugummi, Kinder-Trinkflaschen, Spiele, Gutscheine für: Ein Eis, einen Schwimmbadbesuch, 1 Kinobesuch u.s.w.).
Mir ist zwar klar, das auch das beste Belohnungssystem nicht dauerhaft durchgehalten werden kann (zumindest nicht von mir…) und langfristig sollen sich die Kinder natürlich auch ohne Aussicht auf Belohnungen strukturieren und auch mal im Haushalt mit anpacken. Kurz- bzw. mittelfristig sehe ich es aber als Alternative, um dem Abwärtsstrudel aus Genörgel und Erpressungsversuchen (Fernsehverbot – bzw. die Steigerung: „alles elektronische Verbot“) meinerseits und entsprechend schlechter Stimmung bei den Kids zu entkommen.
„Sanktionen sind wie eine Leiter, immer eine Stufe höher, und auf einmal ist sie zu Ende. Dann stehen sie vor der Frage, ob sie wieder runterklettern oder runterspringen. Das möchte ich uns lieber ersparen.“
Hans-Dietrich Genscher
Kritiker und Übermütter werden jetzt vermutlich sagen, dass es doch nicht sein kann, Kinder eine Belohnung für alltägliche Dinge in Aussicht zu stellen. Nach 10 Jahren Erfahrung mit 2 Kindern ist meine Antwort: Warum eigentlich nicht?! Ich bin ja schließlich selbst ziemlich anfällig für Belohnungssysteme (Coupons, Bonuskarten, Punkte sammeln etc.) Außerdem soll/kann das Belohnungssystem (wie bereits erwähnt) auch keine Dauerlösung sein, sondern soll einfach wieder mehr Struktur in unseren Alltag bringen und die Kinder motivieren ihre Pflichten zu erledigen… Und zwar mit positiver Verstärkung!
Im Übrigen bekommen die Kinder eigentlich gar nicht mehr „Belohnungen“ als sonst auch: Die Dinge, die ich gelegentlich zwischendurch vom Einkaufen mitgebracht habe (Ü-Eier, Kinder Trinkflaschen, CD´s, etc. ) wandern momentan einfach in die Belohnungskiste!
Hier ist nun mein Erfahrungsbericht: 4 Wochen mit dem Sterne-Belohnungssystem
Tag 1, (01.01.2015)
Ich habe mir Punkte für die „Listen“ überlegt und diese dann ausgedruckt, laminiert (damit ich sie nicht jeden Tag neu ausdrucken muss) und den Kindern übergeben. Außerdem habe ich die „Sterne Box“ zusammen gestellt und die „Sterne“ zum Sammeln ausgedruckt und ebenfalls laminiert. Dank der Vorlagen ging das recht schnell und einfach. Die Kinder sind jedenfalls begeistert, vielleicht auch, weil die Listen „neu“ und somit auch „spannend“ sind.
Ergebnis: Beide Kinder sind hoch motiviert und haben ohne größere Diskussionen je 3 (von 3) Sternen gesammelt.
Tag 2
Irgendwie scheint sie denselben Effekt zu haben, wie die kleinen Kisten beim Kinderarzt, in denen sich winzige Spielzeuge oder Gummibärchen befinden, die normalerweise von den Kindern eher als uninteressant eingestuft werden. Die Kinder sind begeistert und überlegen, wie viele Sterne sie für welche Prämie benötigen.
Ergebnis: Im Prinzip hat sich das Projekt heute schon gelohnt, denn die letzten beiden Tage waren sehr harmonisch. Sterne: 2 bzw. 3
Tag: 5
Die Kinder sind immer noch motiviert. Heute haben sie zum ersten Mal Sterne eingelöst: Für 10 Sterne haben sie sich für eine Trinkflasche mit einem Kindergetränk entschieden.
(Gegenwert eines Sterns: ca. 10 ct)
Ich habe nun zusätzlich ein Zeitlimit bei den Hausaufgaben gesetzt. Irgendwie scheint es normal zu sein, dass man für eine Aufgabe immer so lang braucht, wie man dafür Zeit hat (kommt mir sehr bekannt vor, wenn ich z.B. an die Steuererklärung denke…). In sofern scheint es sogar hilfreich zu sein, wenn die Zeit (realistisch) begrenzt wird. Eine Sanduhr hilft den Kindern dabei, ein Gefühl für Zeit zu entwickeln (es gibt z.B. bei JAKO-O verschiedene Sanduhren: 1, 5, 10 Minuten etc.)
Ergebnis: Sterne: beide Kinder haben 3 Sterne gesammelt
Tag 7 (07.01.2015)
Die 1. Woche des Projekts „Belohnungssystem“ ist nun vorbei und die Begeisterung hält an. Die Artikel in der „Prämienbox“ hätte ich den Kindern vermutlich im Laufe der Woche auch so vom Einkaufen mitgebracht. Irgendwie scheint der Verstand auszusetzen, wenn man Punkte sammeln kan.
Nach 2 Wochen, 14.01.2015Gestern gab es einen kleinen „Hänger“, den ich aber einfach ignoriert habe. Schließlich haben die Kinder ja auch das Recht, Dinge nicht zu tun (vom Zähneputzen mal abgesehen) und sich dann gegen einen Punkt zu entscheiden. So fiel das „Anziehsachen rauslegen“ aus und musste am morgen nachgeholt werden. Dafür gab es dann aber keinen Ärger/Verbote für die Kinder sondern „nur“ keinen Stern. Heute klappte es dann wieder 🙂Ergebnis: von 21 Sternen haben die Kinder 17 und 19 Sterne gesammelt. Ich bin nach wie vor begeistert!
Nach 3 Wochen, 21.01.2015
So, nach 3 Wochen hat er „Hype“ spürbar nachgelassen. Am Dienstag habe ich neue Prämien gekauft, das hat die Motivation erhöht. Donnerstag haben wir einen Tagesausflug gemacht und das Belohnungssystem komplett vergessen (weder die Kinder noch ich haben daran gedacht). Insgesamt ist der Alltag dennoch strukturierter und harmonischer, wenn ich auf die „Sterne“ hinweise, die verdient werden können statt mit Fernsehverbot zu drohen. 😉
Ergebnis: beide Kinder haben 15 von 21 Sternen, die fehlenden Sterne hatten aber hauptsächlich mit unserem vollen Terminkalender zu tun.
Nach knapp 4 Wochen, 28.01.2015
Das Interesse am Sternesammeln hat deutlich nachgelassen.
Mein Fazit: Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis und kann das Belohnungssystem empfehlen. Ob und wie gut es funktioniert hängt aber natürlich auch vom Charakter des Kindes und vom Inhalt der Belohnungsbox ab. Die kostenlosen Druckvorlagen für das Sterne-Belohnungssystem gibt es übrigens hier!
Liebe Patricia,
ich danke dir vielmals für diesen tollen Vorlagen und deinen Bericht. Nach heutiger Eskalation und Wutanfällen meiner Tochter muss eine Lösung her. Ich werde deine Idee nun mal in die Tat umsetzen und das in unseren Alltag einbauen.
Besten Dank dafür.
Liebe Nadine,
ich wünsche dir gute Nerven und drücke die Daumen, dass euch die zusätzliche Struktur hilft. Berichte doch gerne anschließend von deinen Erfahrungen.
Liebe Grüße,
Patricia
Hallo,
Ich möchte gerne das Belohnungssystem bei meinen kindern, besonders bei meinem 5 Jährigen Sohn einführe. Da aber beide erst am Nachmittag aus Schule und Kindergarten kommen,wollte ich fragen wie ich das System von Mittags auf Nachmittags ändern kann? Zumindestens die 5 Tage in der Woche…
Würde mich auf eine schnelle antwort freuen,da ich es schnell einsetzen möchte.
LG Nicole
Hallo Nicole,
ich würde die Punkte einfach etwas anpassen – also z.B. eine DIN A 4 Seite nehmen und dann die Dinge aufschreiben, die in deinen Augen besonders sinnvoll und wichtig sind.
Viele Grüße,
Patricia
Hallo Patricia
ich möchte auch dein System ausprobieren. Gibt es für jeden Stern eine Belohnung oder nur wenn sie 10 Sterne gesammelt haben?
Gibt es wenn sie nur ein Stern gesammelt haben auch eine Belohnung oder nur wenn sie alle 3 Sterne gesammelt haben?
Stehe da etwas auf den Schlauch. Beklebst du die Belohnungen mit dem Wert der Sterne? Z.b. nur 1 Stern ein Schokoriegel
Liebe Grüße Sabrina
Hallo Sabrina,
es gibt bei mir erst ab 5 Sternen eine Belohnung. Der Wert steht dann auf dem Schokoriegel (= 5 Sterne). Ein Stern hat ca. einen Gegenwert von 10 Cent.
Liebe Grüße,
Patricia
Hallo,
mir ist irgendwie nicht klar, was es mit den gelben Sternen mit der „10“ auf sich hat. Vielleicht habe ich nicht gründlich genug gelesen, aber ich finde nichts dazu…
danke für eine kurze Rückmeldung, wir fangen nämlich morgen mit dem System an 🙂
Grüße
Patricia
Hallo Patricia,
die gelben Sterne haben einen Wert von 10 normalen Sternen. Die Kinder können 10 normale Sterne in 1 gelben Stern umtauschen, wenn sie für größere Prämien sparen möchten. So musst du nicht so viele Kärtchen ausschneiden. 🙂
Liebe Grüße und viel Erfolg,
Patricia
Hallo, ich halte von solchen Belohnungssystemen sehr viel…
Zuerst hat man mir dieses System vor 3 bis 4 Jahren vorgestellt. Ich war mit meinem ältesten Sohn (heute 7) in einer KJPP für 2 Tage über mehrere Wochen hinweg. Dort wird von Psychologen, Erziehern und den unterschiedlichsten Therapeuten auch mit Belohnungssystemen gearbeitet um „unerwünschtes“ Verhalten einzudämmen. Diese Theorie war zu diesem Zeitpunkt gut, nur hat es in der Praxis nicht ganz so gut funktioniert. Gescheitert hat es daran, das mein Sohn aufgrund einer Hirnfehlbildung Geistig eingeschränkt ist und zu diesem Zeitpunkt, von der Entwicklung nicht 4 Jahre war, sondern weitaus Jünger.
Letztes Jahr ist er in die Schule gekommen und dort wird auch mit einem Belohnungssystemen gearbeitet. Allerdings haben diese Kinder für jeden Block 1 Smily, dir diese halten können. Wenn dir Kinder aufmüpfig sind oder so, wird ein Punkt abgenommen und am Ende des Schultages gibt es, anhand der Punkte, Gummibärchen/Salzstangen. Die Kinder sind sehr erpicht, alle Punkte zu halten. (Klappt zwar nicht immer, aber der Tag wird in der Abschlussrunde von den Kindern selbst bewertet und sie wissen ganz genau, was am Tag schief gelaufen ist.
Zuhause haben wir dann das Belohnungssystem auch wieder aufgegriffen und gemeinsam mit dem Kind eine Liste erarbeitet (anziehen, Zähnepützen, Frühstücken, Schuhe anziehen, nach der Schule Schuhe ausziehen, Hände waschen, abends dann duschen, umziehen, Zähne putzen und ins Bett gehen)
Für jede erledigte Sache gab es eine Murmel und bei anfänglichen 4 verdienten Murmeln gab es ein Sticker für sein Blatt. Nach 2 Wochen wurde die Anzahl der Murmel erhöht. Nach einiger Zeit haben wir den Plan mit ihm nochmal überarbeitet, da so Sachen wie selbstständiges Anziehen dann zum Alltag gehörte. Diese wurden dann durch Tischdecken usw. Ausgetauscht.
Man glaubt es kaum, aber es hat funktioniert und der kleine (heute 4) hat mit gemacht, nur in Abgespeckter Variante.
Mein Fazit, eine super Lösung, wenn man daß Kind mit in den Entscheidungen des Punktesystems mit einbezieht und klare Regeln formuliert und diese auch konsequent einhält. Ich war bis letztes Jahr auch absolut kein Freund davon, dir Kinder damit zu „bestechen“, aber es hilft auch als Elternteil nicht nachlässig zu sein und ganz klare Regeln aufzustellen. Es haben nicht nur „kranke“ Kinder Probleme sich an Regeln zu halten.
Heute brauchen wir dieses Belohnungssystem (voerst )nicht mehr, da der große mittlerweile gerne mit hilft und klar, Ausnahmen bestätigen die Regel 😉
Liebe Nadine,
danke für deinen ausführlichen Bericht. Es ist toll zu hören, dass ihr zur Zeit sogar ohne Belohnungssystem auskommmt – das entspricht auch meiner Erfahrung.
Liebe Grüße,
Patricia
Vor einiger Zeit hab ich mir eine Mickey Mouse Belohnungskalender ausgedruckt und ebenfalls laminiert, dazu gab es Disney Figuren, die ich ebenfalls laminierte. Bei uns geht es ums Fernsehschauen oder um ein Geschenk (so bleibt mir die Wahl und meinem Sohn die Vorfreude). Es klappt nun schon seit einem Jahr recht gut – aber ich muss immer noch antreiben und die „Platte“ in Dauerschleife hinter ihm her sprechen. Dennoch – DVD schauen auf den recht regelmäßigen langen Autofahrten sind ihm sehr wichtig und solange er nicht herausfindet, dass die mir ebenfalls sehr recht sind, solange wird das mit dem Sticker Sammeln wohl noch klappen =;o)
Die Idee die Box offen stehen zu haben und die einlösbaren Dinge sichtbar zu halten. Finde ich aber auch super.
Hallo Mohne, danke für die Rückmeldung. Berichte mir doch mal, wie die Box bei euch funktioniert hat. 🙂
Liebe Grüße,
Patricia
Hi,
Das Belohnungssystem werde ich auch mal ausprobieren. Unsere Tochter (4) hat seit kurzem eine enorm aufmüpfige Art, ob im Kindergarten inspiriert oder durch die 9 Monate alte Schwester motiviert, die sie aber nur Zuhause zeigt, so wie du es auch beschreibst. Und täglich wird über Süßes verhandelt. Hab daher eine Stempelkarte eingeführt, für Aufräumen, helfen u.ä. Das wird positiv aufgenommen. Nun hätte ich es gerne etwas ausgereifter, da ist deine 4 Wochen-Kur echt super ! Schreib dir dann mal wie es ankommt. LG
Hallo Nadia,
ich bin schon sehr gespannt auf deinen Bericht und drücke die Daumen! 🙂
Liebe Grüße,
Patricia