Risiken von Leitungswasser – und wie man sie beheben kann!
Leitungswasser gilt in Deutschland als sicher, denn in der streng kontrollierten Trinkwasserverordnung gibt es klare Vorgaben dazu, wie hoch die Konzentration von schädlichen Stoffen wie Bakterien, Schwermetallen oder Pestiziden sein darf. Das Problem: Im Wasser befinden sich inzwischen immer mehr Stoffe, für die in der Trinkwasserverordnung keine Grenzwerte festgelegt wurden. Hierzu zählen z.B. Bisphenol A, Hormone oder Medikamente. Diese sind zwar nicht unmittelbar giftig/ schädlich, wirken sich aber vermutlich langfristig auf die Gesundheit aus.
Hinzu kommt, dass die Qualität des Leitungswassers, das ihr aus eurem Wasserhahn bezieht, nicht unbedingt mit der geprüften Qualität übereinstimmt, mit der es die Wasserwerke verlässt. Wie ihr seht, gibt es einiges zu beachten.
Falls ihr nicht viel Zeit habt, folgen nun die 5 wichtigsten Punkte im Überblick
- Wenn ihr den Wasserhahn länger als 4 Stunden nicht benutzt habt: Das Wasser ca. 30 Sekunden laufen lassen, bevor ihr Leitungswasser trinkt. So trinkt ihr kein Wasser, das schon lange in der Leitung stand.
- Den Perlator (=die Düse vorne am Wasserhahn) unbedingt regelmäßig reinigen, um eine Belastung durch Bakterien oder Schimmel zu vermeiden. Wie ihr das macht, habe ich weiter unten in diesem Beitrag erklärt.
- Das Wasser einmalig mit einem Wassertest überprüfen lassen, um eine Belastung durch Hausleitungen aus Blei oder Kupfer auszuschließen. Dies ist besonders sinnvoll, wenn Babys oder Kleinkinder in eurem Haushalt leben. Wie so ein Test abläuft, erfahrt ihr ebenfalls in diesem Beitrag.
- Wenn ihr auf Nummer sicher gehen wollt: Das Wasser filtern. Einen Überblick über unterschiedliche Filterarten findet ihr hier. Wir verwenden inzwischen diesen Filter.
- Zum Trinken und Kochen nur kaltes (!) Leitungswasser verwenden. Heißes Wasser befindet sich u.U. lange in der Leitung und kann Stoffe aus Rohren lösen.
Was die Qualität von Leitungswasser beeinflussen kann
Leitungswasser gehört grundsätzlich zu den am besten kontrollierten Lebensmitteln in Deutschland. Die Trinkwasserverordnung führt dazu, dass Leitungswasser sogar wesentlich strenger kontrolliert wird als Mineralwasser, welches man im Geschäft kaufen kann. Dennoch gibt es eine immer größer werdende Menge an Stoffen im Wasser, die dort nicht hineingehören, wie z.B. Medikamente, Mikroplastik, Bisphenol A oder Nitrat, wie u.a. dieser Beitrag des NDR belegt.
Hinzu kommt, dass die Qualität des im Wasserwerks getesteten Wassers regelmäßig nicht der Qualität des Wassers entspricht, das bei uns zu Hause aus dem Wasserhahn kommt. Die Erklärung: Zwischen der Hauptleitung des Wasserversorgers und dem eigenen Wasserhahn gibt es ein paar Gefahrenquellen, die zu gesundheitlichen Problemen führen können. Dazu gehören:
- Bleirohre: Blei hat einen negativen Einfluss auf das Nervensystem. Folgen: z.B. ein abnehmendes Konzentrationsvermögen!
- Kupferrohre: Kupfer kann z.B. eine Kupfer-Zirrhose verursachen.
- Blei-Verbindungsstücke in Kupferrohren: siehe oben
- Nickelarmaturen: Nickel kann Allergien hervorrufen.
- Verschmutzte Perlatoren (die kleinen Siebe aus denen das Wasser fliest): Bakterielle Belastung kann zu diversen Problemen führen.
Besonders gefährlich sind diese Stoffe für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem sowie Babys und Kleinkinder. Aufgrund ihres geringen Körpergewichts können sich nämlich selbst verhältnismäßig geringe Schadstoffmengen negativ auf die Gesundheit auswirken.
Was kann man tun, um Gefahrenquellen auszuschließen?
Gravierende Probleme lassen sich durch einen solchen Wassertest aus einem unabhängigen Labor *Affiliate Link nachweisen. Ich persönlich finde einen solchen Test besonders dann sinnvoll, wenn ihr das Leitungswasser zur Zubereitung von Babynahrung verwendet oder in einem Haus mit alten Leitungen wohnt. Grundsätzlich kann eine Testung auch dann interessant sein, wenn ihr kein Leitungswasser trinkt, denn ihr nehmt das Wasser vermutlich dennoch in Form von Kaffee, Tee, Suppen, etc. zu euch.
Tipp: Ein Abkochen des Wassers hat übrigens keine Auswirkung auf die meisten Schadstoffe – nur einige Keime lassen sich so abtöten, die Konzentration von Blei, Kupfer, etc. ändert sich durch das Abkochen nicht.
So läuft der Trinkwassertest ab
Ich habe mich vor unserem Wechsel von Mineralwasser zu Leitungswasser dazu entschieden, das Wasser einmalig testen zu lassen. Auch wenn wir in einem recht neuen Haus wohnen, wollte ich einfach auf Nummer sicher gehen und habe mich nach kurzer Recherche für ein Testkit der Firma Ivario *Affiliate Link entschieden. Der Grund: Die Firma Ivario arbeitet mit einem akkreditierten Labor in Deutschland zusammen und teilt nicht nur mit, ob das Wasser in Ordnung ist, sondern stellt auch eine detaillierte Auswertung zur Verfügung. Es gibt mittlerweile mehrere Firmen, die Wassertests mit unterschiedlichen Schwerpunkten anbieten, also z.B. Schwermetall-Tests, spezielle Baby-Wassertests bzw. einen Kombi-Wassertest, bei dem die Proben hinsichtlich folgender Inhaltsstoffe untersucht werden:
- Blei
- Kupfer
- Eisen
- Nickel
- Cadmium
- Coliforme Bakterien
- E.coli
- Nitrit
- Nitrat
- Natrium
- Sulfat
sowie den pH-Wert und die Leitfähigkeit. Diese weist darauf hin, wie stark das Wasser mit leitenden Stoffen belastet ist. Sollte die Leitfähigkeit erhöht sein, wird das Wasser auf weitere Stoffe untersucht – und zwar auf: Silber, Gold, Aluminium, Kobalt, Zink, Molybdän, Quecksilber, Chrom, Arsen und Barium. Weil ich selbst vorher überhaupt keine Idee davon hatte, wie so ein Trinkwasser-Test abläuft, möchte ich euch nun von meiner Erfahrung berichten.
Was ihr vor dem Trinkwassertest beachten solltet: Den Perlator reinigen
Vor der Probenentnahme solltet ihr übrigens unbedingt den Perlator (auch Strahlregler oder Mischdüse genannt) reinigen, damit dieser im Falle einer Verschmutzung nicht das Ergebnis verfälscht. Das ist es eigentlich ganz einfach: Man schraubt den kleinen Aufsatz ganz vorne am Wasserhahn vorsichtig mit einer Rohrzange ab, nimmt die Teile auseinander und legt sie für einige Stunden in eine Essig-Essenz/Wasser Lösung ein.
Ich muss zugeben, dass ich bisher noch nie darüber nachgedacht hatte, diese kleine Düse abzuschrauben – entsprechend nötig war dann auch die Reinigung (siehe Bild!).
So läuft ein Trinkwassertest ab
Zwei Tage nachdem ich den Trinkwassertest online bestellt hatte, erhielt ich ein Päckchen mit 3 Teströhrchen. Diese habe ich mit Leitungswasser befüllt und vor der Probenentnahme natürlich darauf geachtet, im gesamten Haushalt 4 Stunden lang keinen Wasseranschluss zu verwenden. Anschließend habe ich die Proben zur Post gebracht.
Die Ergebnisse konnte ich nach ca. 1 Woche online abrufen. Wie ihr sehen könnt, lagen unsere Werte zum Glück alle deutlich unter den gesetzlichen Grenzwerten:
Was kann man machen, wenn die Qualität des Trinkwassers nicht in Ordnung ist?
- Falls die Armatur das Problem ist (Nickelbelastung), kann man diese relativ einfach gegen ein Modell austauschen, das weder Nickel noch Blei enthält.
- Sollten die Rohre das Problem sein, weil diese Blei oder Kupfer ans Trinkwasser abgeben, wird es schon schwieriger. Im Prinzip müssten dann die Rohre ausgetauscht werden. Dies ist wiederum Aufgabe des Vermieters, der seinen Mietern unbelastetes Wasser zur Verfügung stellen muss. Kurzfristig kann die Verwendung eines Wasserfilters helfen.
- Falls das Wasser Bakterien enthält, sollte der Perlator vorne am Wasserhahn gereinigt werden. Das sollte man sowieso am besten alle 3 Monate tun.
Lohnt sich die Verwendung von Wasserfiltern?
Es gibt verschiedene Wasserfilter, mit denen Schadstoffe aus dem Leitungswasser entfernt werden können. Diese können Schadstoffe effektiv aus dem Wasser filtern und die Qualität des Wassers deutlich erhöhen.
- Aktivkohlefilter: Aktivkohlefilter filtern Blei, Chlor und Pestizidrückstände aus dem Wasser. Nachteil: Wird der Filter nicht regelmäßig gewechselt, gelangen die Schadstoffe aus dem Filter in extrem hoher Konzentration ins Wasser.
- Osmose Filter (Umkehrosmose-Filter): Blei, Kalk, Keime etc. werden durch eine feine Membran gefiltert. Nachteil: Es wird viel Wasser für das Spülen der Membran benötigt (2-10 Liter pro Liter Osmosewasser!). Außerdem werden auch die Mineralstoffe aus dem Wasser gefiltert, was allerdings kein Nachteil sein muss.
- Ionenaustauscher: Blei-Ionen werden in harmlose Natriumionen ausgetauscht. Nachteil: Ionenaustauscher müssen regelmäßig durch eine Natriumchloridlösung regeneriert werden. Zusätzlich werden auch Mineralstoffe wie Calcium und Magnesium aus dem Wasser gefiltert.
Update: Aus meiner jetzigen Sicht kann ein Wasserfilter durchaus sinnvoll sein. Nachdem ich mich in diesem Beitrag hier ausgiebig mit dem Thema Wasserfilter auseinandergesetzt habe, habe ich mich für einen Riva Aktivkohlefilter entschieden.
Jetzt interessiert mich eure Meinung: Trinkt ihr eher Leitungswasser oder Mineralwasser? Ich freue mich über Kommentare!
Liebe Grüße,
Weitere lesenswerte Beiträge findet ihr hier auf meinem Blog:
Hallo Patricia
Vielen Dank für den sehr interessanten Artikel und die tollen Tipps.
Klasse Beitrag, vielen Dank dafür. Ich bin ja persönlich der Ansicht, dass gerade Osmoseanlagen eine sehr gute Wahl darstellen. Wie siehst du das? Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen. Viele Grüße
David
Hallo David,
ich halte eine Osmoseanlage für unnötig und überteuert.
Viele Grüße,
Patricia
Eine solche Anlage halte ich persönlich für übertrieben.
Toller Artikel. Finde ich gut das Ihr ausführlich über die oft unterschätzten Risiken informiert. Da ich auch fast ausschließlich Leitungswasser trinke, finde ich es wichtig zu wissen ob man das hauseigene Leitungswasser auch bedenkenlos trinken kann.
Hallo Patricia,
da ich mich aktuell – mal wieder – mit dem Thema Leitungswasser trinken beschäftige, habe ich ihn Google einfach mal ein paar Schlagworte eingegeben und mich durch verschiedene Blogs und News Seiten geklickt. Dabei bin ich auch auf deinem gelandet – wie du merkst *hihi*
Ich trinke mit Vorliebe zu Hause Leitungswasser, auf der Arbeit bekommen wir Getränke gestellt. Allerdings habe ich immer wieder Angst vor Verunreinigungen oder zu viel Kalk im Wasser.
Aktuell benutze ich einen Britta Wasserfilter manchmal habe ich aber das Gefühl das reicht nicht, aber dazu muss ich sagen ich lasse mich auch schnell verunsichern – wie du ebenfalls merkst.
Bei der Suche nach Antworten bin ich nicht nur auf deinem Blog gelandet sondern irgendwann auch hier => Umkehrosmose.
Jetzt habe ich mich die letzten Tage damit beschäftigt, aber ich so wie ich gelesen habe wird das heutzutage kritisch betrachtet. Da ich aber durch deinen Beitrag auf den Wassertest aufmerksam gemacht wurde werde ich wohl mal so einen durchführen lassen.
1. um mir selber die Angst zu nehmen
2. um zu wissen wie wir das weiterhin in unserem Haushalt handhaben wollen
Jedenfalls danke ich dir sehr für deinen Beitrag auch wenn dieser schon ein paar Tage zurück liegt.
Liebe Grüße
Regina
Toller Artikel! Überlege nun auch den Kombitest bei Ivario anzufordern, aber kann man im Prinzip bei 3 Röhrchen an 3 Wasserhähnen Wasserproben nehmen (Küche, Waschbecken, Duschkopf)??
Hallo Anja,
ich freue mich sehr, dass dir mein Artikel gefällt. 🙂
Leider ist es nicht möglich die Proben aus 3 verschiedenen Wasserhähnen zu nehmen – die 3 Proben werden nämlich benötigt, weil die einzelnen Proben in unterschiedlichen Abteilungen getestet werden (u.a. Schwermetalle und Mikrobiologie). Ich würde dir deshalb empfehlen, die Probe aus dem Wasserhahn in der Küche zu entnehmen, denn dort wirst du ja vermutlich auch das Wasser zum Trinken, für Kaffee, zum Kochen, etc. entnehmen.
Am besten reinigst du VOR der Probenentnahme den Perlator, so kannst du bei einer bakteriellen Verunreinigung ausschließen, dass diese vom Wasserhahn stammt.
Falls du dich für einen Test entscheidest, würde mich das Ergebnis interessieren.
Liebe Grüße,
Patricia
Ohh, wie ärgerlich, dass ich den Gutschein nicht hatte :´(
Wir haben unser Leitungswasser im August bei dort testen lassen und sind heilfroh, es gemacht zu haben. Du hast den Ablauf sehr schön dargestellt. Kommt mir bekannt vor *fg
Bei uns wurde ein sehr hoher Nickelwert festgestellt und wir haben den Wasserhahn getauscht zwischenzeitlich. Ich möchte mir gar nicht ausmahlen was passiert wäre, wenn wir keinen Test hätten machen lassen und das Wasser auf ewig weiter getrunken hätten.
Herzlichst,
Ramona
Hallo Ramona – das ist ja ärgerlich mit dem Gutschein… Habt ihr das Wasser nach dem Austausch des Wasserhahns erneut testen lassen? Oder kamen die erhöhten Werte sicher von der Armatur?
LG, Patricia
Ja absolut. Allerdings immernoch weit unter dem Preis, den die Wasserwerke haben wollten, also ist es OK. Wir haben das Wasser nochmal speziell auf Blei und Nickel untersuchen lassen und dabei kam es raus.
Herzlichst,
Ramona
Hallo Patricia,
ja wir verwenden auch Leitungswasser,sowohl für Kaffe,Tee als auch zum Sprudeln.Mit den Rohren war ich auch am überlegen,doch nun denke ich einfach nicht mehr daran.In Wasserflaschen soll ja Weichmacher drin sein,also komplett schützen kann man sich nicht.In Afrika haben sie überhaupt kein gesundes Trinkwasser zum Tei,da geht es uns noch gut.Den Tip mit dem Perlator fand ich sehr gut,die Reinigung macht Sinn und werde deine Reinigungsmethode mal anwenden.Bin schon gespannt,was du noch so alles herausgefunden hast.
Liebe Grüße Pippi von „Flohmarkt des Lebens“
Hallo Petra, ja – habe es zwischendurch auch ausgeblendet, dann hat es mir aber doch keine Ruhe gelassen… jetzt bin ich beruhigt und kann guten Gewissens weiter Leitungswasser trinken. 🙂 Liebe Grüße, Patricia